Der Stauferfries

Der Einzug des Staufers Konradin in die Stadt Gamundia im Jahr 1266

Konradin, der 14-jährige Herzog von Schwaben, Enkel Kaiser Friedrichs II., Sohn König Konrads IV. und der Herzogin Elisabeth von Bayern, besuchte in der Weihnachtszeit 1266 Schwäbisch Gmünd. Der Staufer galt als Anwärter auf den römisch-deutschen Königs- und Kaiserthron. Acht Monate später machte er sich mit einem großen Ritterheer auf den Weg nach Italien, um Karl von Anjou das widerrechtlich angeeignete staufische Königreich Sizilien wieder zu entreißen. Am 23. August 1268 besiegte ihn der Franzose bei Tagliacozzo in den Abruzzen. Er wurde gefangen genommen und am 29. Oktober in Neapel enthauptet.

Der Stauferfries kann und will keine realistische Wiedergabe des Einzugs Konradins in Gamundia sein. Vielmehr hat hier der Künstler Ballehr das Geschehen emblematisch durchkomponiert, indem das historische Ereignis beispielhaft nach der Struktur von Herrschereinzügen inszeniert wird. Während von links nach rechts Konradin mit seinem Gefolge Gmünd entgegenreitet, bewegt sich von rechts nach links, angeführt vom Schultheiß, eine Prozession auf den jungen Herzog zu, bestehend aus weltlichen Honoratioren, den Vertretern der Zünfte und der städtischen Geistlichkeit. 

Welche Majestät hier von der Gmünder Bürgerschaft empfangen wird, unterstreichen die mitgeführten Fahnen. Da Konradin wie sein Großvater und sein Vater den Titel „König von Jerusalem“ führte, weht unmittelbar vor ihm eine Fahne mit dem Wappen des Königreichs Jerusalem. Auf Konradins schwäbisches Herzogtum zielt das Banner mit den drei Löwen. Am Ende des Zuges erinnern die vier Fahnen mit den Wappen der Kreuzritterorden an die Kreuzzüge der Vorfahren Konradins, Konrad III., Friedrich Barbarossa und Friedrich II. Da Konradin mütterlicherseits ein Wittelsbacher war, erscheint in diesem Zug auch die bayerische Fahne mit ihren schräggestellten Rauten. 

An der Spitze des städtischen Empfangskomitees, neben der Einhorn-Fahne und vor der Fahne mit dem Adler der Reichsstadt, erwartet der Gmünder Schultheiß mit einem Schlüssel in der Hand den Königssohn. Am Ende der städtischen Prozession veranschaulicht das Rad der Sieben Freien Künste Konradins vielgerühmte Bildung. 

Die Staufer sind von 1079 bis 1268 Herzöge von Schwaben. Ein Schlussstein im Chorumgang des Heilig-Kreuz-Münsters zeigt das herzogliche Wappen mit den drei goldenen Löwen auf rotem Grund. Das mächtige schwäbische Kaisergeschlecht, das nach seiner Stammburg, dem Hohenstaufen, seinen Namen trägt, regierte seit 1138 das Heilige Römische Reich. Ihre Herrscher sind König Konrad III., Kaiser Friedrich I. Barbarossa, Kaiser Heinrich VI., König Philipp von Schwaben, Kaiser Friedrich II., König Heinrich (VII.) und König Konrad IV. Mit Konradin erlischt 1268 die staufische Dynastie.
Foto: einhorn-Verlag.
Konradin bei der Falkenjagd mit seinem Freund Friedrich von Baden (aus der Manessischen Liederhandschrift). Wie sein Urgroßvater Heinrich VI. und sein Großvater Friedrich II. verfasste auch Konradin Liebesgedichte.
Bildquelle: Universitätsbibliothek Heidelberg.
Schwäbisch Gmünd, Pirschkarte von Balthasar Riecker, 1572. Die Karte zeigt noch die Türme der inneren, staufischen Stadtmauer, durch die Konradin einritt.
Bildquelle: zeno.org – Henricus – Edition Deutsche Klassik GmbH.

Das Werk und seine Entstehung

Foto: Volker Klei

Die Aufführung der Staufersaga von Stephan Kirchenbauer-Arnold im Jahr 2012, bei der über 2.000 Gmünder Bürgerinnen und Bürger vor und hinter der Bühne mitwirkten, hat den Künstler Ballehr inspiriert, einen „Stauferfries“ zu entwerfen. Ein großes Kunstwerk mitten in Schwäbisch Gmünd soll an die Geschichte der Stadt zur Zeit der Staufer erinnern. In seinem Atelier in Schwäbisch Gmünd experimentierte Ballehr mit Proportionen, Perspektiven und Materialien (siehe Fotos). Schließlich stand das Konzept: Die Figuren des Stauferzuges sollten aus Edelstahlplatten geschnitten werden. Wie in all seinen Arbeiten legte Ballehr auch hier sein Hauptaugenmerk auf die Wirkung von Licht und Schatten. Anhand der untenstehenden Grafik können die vier Stadien des Schaffensprozesses nachvollzogen werden: links die skizzenhafte Zeichnung, gefolgt von der feinen Bleistiftreinzeichnung und der vektorisierten CAD-Datei. Rechts die Produktionsvorlage mit der Flächendarstellung zur Umsetzung des Stahlschnitts.

Dr. Helmut Maximilian Gruber-Ballehr (Künstlername Ballehr) wurde 1939 in München geboren. Als  Maler und Kunsthistoriker lebt und arbeitet er in Schwäbisch Gmünd.

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